In Memoriam Mirjam Schwegler

Nachruf der Rektorin

Ich lernte Mirjam – damals noch Schwester Mirjam – 2010 kennen, als ich als Prorektorin neu an die Kantonsschule Reussbühl kam. Mirjam war von 1997 bis 2014 insgesamt 17 Jahre Mitglied unserer Schulkommission und begleitete unsere Schule durch die bewegende Zeit der Gymnasialreform, als 2001 das siebenjährige Gymnasium mit den alten Typen A, B und C auf sechs Jahre verkürzt und die neuen Schwerpunktfächer eingeführt wurden. Bei der Begleitung solcher tiefgreifender Veränderungsprozesse konnten wir als Schule enorm von Mirjams profundem pädagogischen Wissen und ihren Erfahrungen in der Schul- und Betriebsleitung profitieren. Wenn ich Mirjam bei Anstellungs- und Wahlverfahren erlebte, war ich immer beeindruckt, mit welch feinsinnigem Gespür sie heikle Punkte erkannte und mit den richtigen Fragen, die sonst niemand zu formulieren wagte, ansprach, ohne dabei jemanden blosszustellen, sondern immer aus wohlwollend kritischer Optik. Mirjam hat die Schulleitung auch in schwierigen Situationen und Entscheiden stets beratend unterstützt. In dieser Absicht hat sie im August 2019 das Präsidium der Schulkommission unserer Erwachsenenmaturitätsschule MSE übernommen. Sie trat diese Aufgabe in einer schwierigen Zeit an, die von der Erkrankung der damaligen Schulleiterin Philomène Graber und später zusätzlich von der Covid-Krise überschattet war. Mirjam war mir als Gesamtschulleiterin in dieser herausfordernden Zeit eine unschätzbare Stütze und stand mir stets mit verlässlichem Rat zur Seite. Beim Rekrutierungsprozess für die Nachfolge von MSE-Schulleiterin Philomène Graber hat sie einen riesigen Einsatz geleistet. Schliesslich nahm sie uns auch die schwere Aufgabe ab, die Abschiedsfeier für Philomène Graber, die ebenfalls an einem Pfingstsamstag vor zwei Jahren gestorben ist, auf äusserst feinfühlige Weise zu leiten. Trotz ihrer eigenen Krankheit hat Mirjam die Erwachsenenmaturitätsschule bis zum Schluss interessiert und aktiv mitdenkend begleitet, war stets an allen Schulanlässen präsent, hat Anfang Januar beim Neujahrsapéro beider Schulen noch mit mir, der KSR-Schulkommissionspräsidentin Letizia Ineichen und dem MSE-Schulleiter Luigi Brovelli auf das neue Jahr angestossen und im Mai sogar noch den Bilanz- und Entwicklungsbericht der MSE kritisch kommentiert.

Mirjam war eine der hilfsbereitesten, selbstlosesten und anteilnehmendsten Frauen, die ich kennenlernen durfte: Sie war immer für einen da und setzte sich unentwegt für die Bildung, unsere Schulen und die ihr anvertrauten Menschen ein! Über unsere Zusammenarbeit in den beiden Schulkommissionen lernte ich Mirjam auch privat kennen und schätzen: Gerne trafen wir uns auf halbem Weg zwischen ihrer PH und meiner Schule im italienischen Restaurant Modomio an der Reuss zu einem fröhlichen Schwatz bei einer Pizza und einem guten Glas Wein. Die lebenslustige Mirjam verstand es, kleine Oasen im Alltag zu schaffen, den Moment zu geniessen und zu schwärmen von ihren neuesten Entdeckungen beim Lesen, Essen und Reisen! Diese teilte sie gerne mit anderen und gab viele gute Tipps und Empfehlungen. Brauchte man ihre Beratung, so wie ich mitunter auch bei wichtigen persönlichen Entscheiden und Weichenstellungen, hörte sie zu, stellte die richtigen Fragen und half sortieren, ordnen und zusammenfassen, ohne sich aufzudrängen oder wichtig zu machen. Mirjam war ein Mensch voll Bescheidenheit, Grosszügigkeit, Bildung und Lebensfülle – ein Vorbild für uns alle. Ich habe viel von ihr gelernt und bin ihr tief dankbar dafür, sie gekannt zu haben und für alles, was sie für unsere Schulen gewirkt hat.

Annette Studer, Rektorin KSR

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