Bereits blicke ich auf mein erstes Schuljahr als Schulleiter der Maturitätsschule für Erwachsene zurück, auf ein Schuljahr, welches uns wieder zur Normalität zurückgebracht hat. Nach zwei Jahren Covid-Pandemie, die von Lehrpersonen und Studierenden mit Gelassenheit, Zähigkeit, Flexibilität und einer Prise Humor bestens gemeistert worden ist, sind erstmals wieder Anlässe und Projekte wie in früheren Jahren möglich geworden.
Dieser Jahresbericht – erstmals in rein digitaler Form erschienen – zeigt unter anderem Eindrücke vom Mittwoch à la carte, von den Präsentationen der Maturaarbeiten, von einer Aufführung in der Aula im Rahmen des Deutschunterrichts an der Passerelle und von den beiden Abschlussfeiern, an welchen insgesamt mehr als hundert Erwachsene ihre Maturitäts- oder Ergänzungsprüfungsausweise entgegennehmen durften. Sie wurden dank dem unermüdlichen Einsatz und dem pädagogischen Geschick der MSE-Lehrpersonen erfolgreich durch die Abschlussprüfungen geführt. Viele haben bereits an einer Universität oder an der ETH ihren weiteren akademischen Bildungsweg in Angriff genommen. Wir sind sicher, dass sie die MSE in bester Erinnerung behalten werden. Impressionen und Ansprachen der Maturafeier finden Sie hier, diejenigen der Ergänzungsprüfungsfeier hier.
Leider haben uns fünf Lehrpersonen per Ende Schuljahr verlassen, sei es, um in den wohlverdienten Ruhestand zu treten oder sei es, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Diesen Kolleginnen und Kollegen sei an dieser Stelle herzlich für ihre wertvolle Arbeit an der MSE gedankt. Die Würdigungen, die anlässlich der Schuljahresabschlussfeier am 4. Juli 2022 gehalten wurden, können hier nachgelesen werden.
In diesem Schuljahr sind einige wichtige Weichen für die weitere Entwicklung der MSE gestellt worden. Das wichtigste Projekt betrifft sicher die Einführung der «Bring Your Own Device»-Pflicht (BYOD) ab Sommer 2022 sowie die sinnvolle und gewinnbringende Einbindung der privaten Notebooks in den Unterricht im Verbundsystem. Den meisten Lehrpersonen ist der Einsatz von Notebooks im Unterricht von ihren Stammschulen her vertraut. Es gilt nun, den BYOD-Unterricht auf die spezifischen Eigenheiten des MSE-Unterrichts und auf die Bedürfnisse der erwachsenen Studierenden auszurichten. Dieser Thematik war der Schulinterne Weiterbildungsanlass vom 24. September 2021 gewidmet. Weitere Einzelheiten dazu lesen Sie – nebst der Zusammenfassung der sehr erfreulichen Resultate der “Standardisierten Ehemaligenbefragung 2021” – im Bericht unseres Qualitätsbeauftragten Thomas Seger.
Auch in anderen Bereichen der Digitalisierung schreitet die MSE schnell voran. Die Einführung der Schulverwaltungssoftware “schulNetz” konnte, nach den zu erwartenden Startschwierigkeiten, erfolgreich abgeschlossen werden. Anstelle der in unregelmässig Abständen erschienenen “MSE-Notizen” werden die Lehrpersonen und die Schulkommission seit Anfang 2022 alle 14 Tage durch einen “MSE-Newsletter” mit aktuellen Informationen zum Schulbetrieb versorgt, die auch bequem auf dem Smartphone gelesen werden können.
Eine weitere Neuerung betrifft den Vorkurs des Gymnasialen Lehrgangs. In Absprache mit dem Rechtsdienst des Bildungs- und Kulturdepartements und dem Leiter der Dienststelle Gymnasialbildung, Simon Dörig, wird der Vorkurs ab 2024 auf ein ganzes Semester, also auf 18 Wochen, ausgedehnt. Dies soll etwas mehr Ruhe in den Schulbetrieb bringen, es den Lehrpersonen ermöglichen, die Lernkontrollen zeitlich besser zu verteilen und den Studierenden die Gelegenheit geben, sich langsam wieder an den Schulbetrieb zu gewöhnen. Zudem wird das Mindestalter für den Einstieg von 20 auf 18 Jahre herabgesetzt.
Eine grosse Herausforderung für die Zukunft stellt das Wachstum der Passerelle dar. So wurden wir im März 2022 kurz vor Anmeldeschluss von über 30 «last-minute»-Anmeldungen überrascht, so dass wir mit über 150 Studierenden im Herbst 2022 erstmals mit sieben parallelen Kursen starten konnten. Zurzeit lässt sich schwer vorhersagen, ob dieser Wachstumstrend, der auch in der Grafik im Abschnitt «Namen und Zahlen» veranschaulicht wird, anhalten wird. Die Passerelle ist ein hoch attraktiver Lehrgang, sind die Absolventinnen und Absolventen an den Universitäten oder an der ETH doch ähnlich erfolgreich wie Inhaberinnen und Inhaber einer Gymnasialen Matura, wie die kürzlich erschienene Studie von Prof. Dr. Franz Eberle zeigt. Es müssen also Strategien entwickelt werden, wie mit dem möglicherweise zunehmenden Andrang auf die Passerelle angesichts der Raumknappheit an der Kantonsschule Reussbühl umgegangen werden kann. So denken wir bereits jetzt darüber nach, die Unterrichtszeiten zu erweitern. Auch wird es in Zukunft obligatorisch sein, entweder an einem Informationsanlass teilzunehmen oder ein Aufnahmegespräch mit der Schulleitung zu führen, da es sich leider immer wieder herausstellt, dass sich einzelne Studierende nur ein ungenaues Bild von den zu erwartenden Herausforderungen gemacht haben. An diesen Anlässen wird jeweils auch auf die Möglichkeit des Quereinstiegs in ein höheres Semester des Gymnasialen Lehrgangs hingewiesen. Dies entspricht unserer Strategie, in Zukunft immer gleichzeitig auf die Passerelle und den Gymnasialen Lehrgang hinzuweisen und die Vor- und Nachteile der beiden Ausbildungswege miteinander zu vergleichen, wie es auch im neu konzipierten Flyer «Die MSE – Ihre Perspektiven» zu sehen ist.
Zum Schluss möchte ich nochmals meinen grossen Dank aussprechen. Er gebührt, nebst dem ganzen Lehrpersonenteam, meiner Mitarbeiterin Martha Zurfluh, meinem «Schulleitungs-Entlaster» und Qualitätsbeauftragten Thomas Seger, der MSE-Schulkommission unter dem Präsidium vom Mirjam Schwegler und der Rektorin der KSR, Annette Studer. Ohne die tatkräftige Unterstützung und das mir entgegengebrachte Vertrauen von diesen Personen hätte ich den Einstieg in mein neues Amt nicht geschafft. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem ganzen MSE-Team ein weiteres Schuljahr in Angriff zu nehmen.
Dr. Luigi Brovelli, Schulleiter