
Guten Abend sehr verehrte Absolventinnen und Absolventen
Guten Abend, geschätzte Begleitpersonen
Oder anders ausgedrückt: Guten Abend an all diejenigen, welche es geschafft haben, die Passerelle zu meistern. Und Guten Abend all denjenigen, welche sich seit einem Jahr fragen, was denn die Passerelle genau ist.
Denn wenn man auf die Erfahrungen mit der Passerelle zurückblickt, so muss man am Anfang beginnen: Man hat das Ziel, an der Universität zu studieren. Durch Google weiss man, dass es die Passerelle gibt und dass sie zu einer Ergänzungsprüfung zur BM führt. Man stöbert auf der Webseite der MSE und findet heraus, dass es einen einjährigen Lehrgang gibt. Man hört von Lehrern der BM, dass es streng sei, denkt sich jedoch nichts dabei, denn so schlimm kann es ja wohl nicht sein.
Man meldet sich für die Passerelle an. Ab da startet die erste Hürde in Form von Fragen.
Denn viele wurden wohl von ihren Verwandten und Bekannten mit der Frage konfrontiert, was diese Passerelle denn sei? Probiert man zu erklären, dass es eigentlich die Matura ist, folgt die Frage, ob man die Matura denn nicht schon gemacht habe. Und in einem späteren Schritt, weswegen die Bücher denn so teuer seien?
Die Fragen hören während des Jahres nicht auf. Doch das Verständnis und die Unterstützung wird immer grösser. Denn die Passerelle ist streng. Nicht nur inhaltlich, sondern auch das Tempo der Passerelle ist eine Herausforderung. Zwei bis drei Jahre Gymnasium, die in ca. drei Tagen pro Woche während 30 Wochen vermittelt werden, im Sommer Prüfungen und keine Vornoten. Das ist die Passerelle.
Man ist viel zu Hause, kann sich die gesamte Zeit einteilen, doch hat man nie Zeit. Man hat die Wahl, ob man die 50 Seiten Biologie oder die 50 Seiten Geschichte liest, die man hinausgeschoben hat.
Und so schlägt man sich Woche für Woche durch die Fächerpläne. Man lernt in Geografie, dass Salzsteine salzig schmecken. In Geschichte, dass die Menschen nicht aus der Geschichte lernen. In den Sprachen lernt man, wie man eine Rede schreibt. In Mathematik, weswegen Häuser in Amsterdam ihre spezielle Form haben. Und in den Naturwissenschaften lernt man, dass es auslaugend ist, drei Prüfungen an einem Tag zu schreiben. Die Wahrheit der Passerelle sieht also, wie wir ja nun wissen, leider etwas kompliziert aus.
Dank den Lehrpersonen und der Unterstützung durch die Bekannten kommt man durch dieses Jahr. Doch auch wenn es anstrengend ist, Stress vorprogrammiert ist und die Freizeit zurückstecken muss, so ist die Passerelle dennoch der Beweis, wie viel man in kürzester Zeit lernen kann.
Jeder, der das Jahr Passerelle bestreitet, bewegt sich im roten Drehzahlenbereich, und man lernt, wozu man fähig ist. Man lernt sich selbst durch die Herausforderung besser kennen. Man erlebt, wozu man in der Lage ist. Und während der Prüfungswoche all das Gelernte unter Stress und Druck abzuliefern. Denn nach all dem Lernen mündete alles in der entscheidenden Prüfungsphase.
Eine Prüfungsphase, die für uns Absolventinnen und Absolventen manchen Worten eine neue Bedeutung verlieh. Für mich persönlich ist Schmerz nun ein Synonym für die Biologieprüfung vom 16. August.
Doch ich will hier kein allzu negatives Bild vermitteln. Denn nicht nur Negatives folgte aus diesem Jahr Passerelle. Es folgte auch sehr viel Gutes. Der Erfolg dieses Abschlusses kommt daher, dass es schwer war und dass es Zeit forderte. Der Ertrag ist in diesem Fall nur so gross wie die eigene Überwindung und das eigene Wachstum, das die Passerelle von uns gefordert hat.
Darum fühlte sich der Anruf am Donnerstag so gut an. Zwei einfache Wörter an einem Donnerstagabend, «herzliche Gratulation», die ihre Wirkung der eigenen Arbeit, dem eigenen Engagement und dem eigenen Durchhaltevermögen verdanken.
Wir Passerellen-Absolventinnen und -Absolventen haben viele interessante engagierte Personen kennengelernt. Wir haben uns selbst kennengelernt. Wir wissen nun, was es bedeutet, unter Druck abzuliefern. Wir können mit Hürden und Rückschlägen umgehen und gehen gestärkt weiter auf unserem Lebensweg. Egal, ob Universität oder Arbeit, wir werden mit einer gewissen Leichtigkeit an die kommenden Herausforderungen treten.
Denn seien wir mal ehrlich: Das Schwierigste liegt hoffentlich hinter uns.
In diesem Sinne: Ein Hoch auf uns, ein Danke an die MSE und die hervorragenden Lehrpersonen.
Und nun will ich Sie nicht weiter warten lassen, denn wir sind wohl alle gespannt darauf, unsere Zeugnisse zu erhalten.