Von Saskia König, M21

Tag 1 – Ankunft in Marrakesch
Am 4. Februar versammelten sich 11 abenteuerlustige Studentinnen und Studenten der Klasse M21 der Maturitätsschule für Erwachsene, ihr Geografie-Lehrer Jörg Rentsch und drei weitere Begleiter am Flughafen in Basel. Zur allgemeinen Überraschung waren alle pünktlich am Treffpunkt, und als Truppe konnten wir schon bald die Sicherheitskontrollen passieren. Kurz darauf sassen wir aufgeregt am Gate und warteten darauf, endlich das Boarding zu starten. Wir waren etwas zu früh dran und vertrieben uns die Zeit mit Plaudern, Lesen und Snacken. Ein paar vorbildliche Schülerinnen und Schüler bereiteten sogar bereits die zu lesende Maturalektüre vor.
Das Boarding bescherte uns dann noch einmal einen Adrenalinrausch. Am Gate hatten wir ein paar Leute aus den Augen verloren – es blieb bis zuletzt spannend, ob wir vollzählig losfliegen würden. Doch alles klappte, und wir hoben pünktlich ab. Das Wetter war gut, und unser Flug versprach eine turbulenzfreie Reise. Die nächsten drei Stunden führten wir das Beschäftigungsprogramm, das bereits am Gate erprobt worden war, erneut durch, um die Zeit bis zur Ankunft in Marrakesch zu überbrücken. Wir landeten schliesslich wohlauf und mit einem butterweichen Manöver des Piloten am Zielort. Nach der Einreisekontrolle und der Abholung des Gepäcks trafen wir Ismajl, unseren Reiseführer, der für uns die Busfahrt zum Hotel organisiert hatte. Schnell wurde er mit Fragen rund um Marokko bombardiert – schliesslich mussten wir ja herausfinden, welche Do’s und Don’t’s wir zu beachten hatten. Natürlich wurden wir vorab eingehend informiert, aber vor Ort wollten einige von uns dennoch die Grenzen ein klein wenig ausloten. Schliesslich sollten wir ja in einer Woche auch wieder vollständig unseren Weg nach Hause antreten können.
Nachdem die ersten Fragen geklärt waren, stiegen wir endlich in unseren Bus ein und fuhren ins Zentrum von Marrakesch. Der erste Kulturschock sollte damit bald folgen. Nicht nur die vielen Menschen, die sich auf der Strasse wie Ameisen tummelten, sondern auch der überaus starke Verkehr, in dem hauptsächlich durch Hupen kommuniziert wird, hinterliess erst einmal einen etwas faden Eindruck. Schliesslich waren wir aber einfach müde und hungrig, wir wollten nur noch das Hotel beziehen, in dem wir, trotz grossem Verkehrsaufkommen, bald eintrafen. Im Hotel Salsabil wurden wir freundlich empfangen, und nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, machten wir uns auf, um auf dem Marktplatz Geld zu wechseln und ein Restaurant zu suchen. Dort kamen wir das erste Mal mit Tajine und Couscous in Berührung, noch nicht ahnend, dass sich gerade bei den Vegetariern bald ein Trauma einstellen würde. Den Abend liessen einige noch in einer Bar ausklingen, andere fielen direkt totmüde ins Hotelbett. Da das Hotel etwas laut war, war die erste Nacht leider nicht für alle gleichermassen erholsam.

Tag 2 – Marrakesch
Mehr und weniger erholt ging es am ersten Tag nach dem marokkanischen Frühstück bei schönem und warmem Wetter direkt in die Medina. Das Leben in Marrakesch findet innerhalb der Altstadt vorwiegend zu Fuss, per Fahrrad oder Motorrad statt. Dass es etwas gewöhnungsbedürftig war, innerhalb der engen Gassen ständig von Zweirädern überholt zu werden, versteht sich vermutlich von selbst. Vorab jedoch ist zu erwähnen, dass alle wieder heil nach Hause gekommen sind.
In der Medina konnten wir eindrucksvoll die Auswirkungen des letztjährigen Erdbebens sehen. Viele Gebäude waren zerstört, wurden gestützt oder durften nicht mehr betreten werden. Dennoch konnten wir eine ehemalige Schule besuchen, die mit ihrer Architektur beeindruckte, sowie eine Gerberei, die uns geruchlich noch einige Tage verfolgt hat. Wir besuchten weiter die Ruine eines Palastes, in dem wir einen wunderschönen Garten bestaunen durften. Danach trieben wir uns noch etwas auf dem Gewürzmarkt herum und handelten eifrig, bevor wir uns ins freie Abendprogramm verabschieden durften.

Tag 3 – Marrakesch nach Zagora
Für den dritten Tag war eine frühe Tagwache angesagt. Wir hatten gutes Wetter, aber es war nicht mehr so warm. Pünktlich um acht brachen wir in unserem Bus nach Zagora auf. Es war zunächst tendenziell eine ruhige Fahrt, da alle müde waren. Unterwegs bekamen wir wieder ein typisches Frühstück, was uns später teilweise zum Verhängnis wurde – auf der danach folgenden Fahrt über den Atlas wurde nämlich vielen etwas übel. Dank Reisetabletten und frischer Luft kamen wir jedoch ohne Zwischenfälle aus. Wir hielten oft, machten eine Menge Fotos und lernten einiges über die Geschichte Marokkos. Wusstet ihr, dass herkömmliche marokkanische Haushalte über keine Waschmaschine verfügen? Für uns wäre das kaum vorstellbar.

Nach dem Mittagessen, wo sich die ersten von uns dem Couscous-Trauma beugten und Spaghetti assen, besuchten wir im Draa-Tal eine Dattelpalmenplantage. Da lernten wir, dass es im Februar eigentlich Regenzeit wäre, der Regen jedoch geblieben war und sich Marokko in einer Dürre befindet. Die Erntezeit ist eigentlich von September bis Januar, allerdings konnte dieses Mal nur zwei Monate lang geerntet werden. Die marokkanischen Datteln werden nur in Marokko verkauft, da diese ein Bestandteil des Lebens sind. Die Dürre ist für viele Marokkaner also ein echtes Problem.
Nach der Führung durch die Plantage und einer Kostprobe der süss-klebrigen Früchte war es an der Zeit, ins Hotel zu fahren. Wir waren bereits lange unterwegs und froh über die Aussicht, endlich unsere Zimmer zu beziehen. Leider funkte eine Polizeikontrolle dazwischen, bei der festgestellt wurde, dass drei von uns nicht angeschnallt waren (ehrlicherweise waren es mehr – aber pssst!). Das ergab ein Protokoll, das von drei Polizisten unterzeichnet werden musste und eine Busse im Wert von ungefähr 30 Franken. Danach waren wir immer alle angeschnallt!
Doch noch im Hotel angekommen, bezogen wir rasch unsere Zimmer. Diese hatten sogar jeweils einen Heizlüfter, wofür wir sehr dankbar waren – es war inzwischen ziemlich kalt geworden. Während unsere Zimmer also auf Wohlfühltemperatur aufgeheizt wurden, begaben wir uns zu unserem Abendessen. Zuerst gab es eine Dattelsuppe – die war paradoxerweise sehr lecker, nicht süss und hat jedem geschmeckt. Dann gab es Couscous und Tagine – einmal vegetarisch und einmal mit Schaf – das Hotel war für die Schafspezialität bekannt. Dann bekamen wir einen Fruchtsalat, und zum krönenden Abschluss erhielten wir noch einen traditionellen marokkanischen Tee, den man jedoch nur mit viel Zucker trinken kann, da er für unsere Gaumen zu bitter ist. Wir liessen den Abend beim Plaudern noch etwas ausklingen und gingen dann zurück auf unsere wohlig-warmen Zimmer, um zu duschen und schliesslich müde ins Bett zu fallen.

Tag 4 – Zagora nach Mezouga
Unser Tag startete mit schönem, sonnigem Wetter und dem uns bereits bekannten marokkanischen Frühstück. Verhältnismässig spät fuhren wir weiter nach Mezouga. Unterwegs hielten wir bei einem kleinen Café, um Nussnuss zu trinken (Milchkaffee auf marokkanisch) und um uns mit europäischen Süssigkeiten und Snacks einzudecken; nach vier Tagen war es eine echte Gaumenfreude, in ein Stück normale Schokolade zu beissen – verwöhntes, europäisches Gesindel halt. Pipi-Pause musste natürlich auch sein – allerdings erwartete uns auf dieser Toilette eine mehr oder weniger erfreuliche Überraschung: Erfreulich – wenn es kälter gewesen wäre, hätte man beim Geschäft sicherlich einen warmen Hintern gehabt. Weniger erfreulich – die Wärme wäre von einem Teppich auf dem Klobrillenring gekommen … Nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern das Teil war zu allem Überfluss auch noch mit Flecken übersäht, deren Hintergrund man nicht genauer in Erfahrung bringen wollte. Zum Glück hatte es noch eine Toilette ohne fusseliges Topping, und danach ging es ganz schnell weiter. Bei der Fahrt wurden wir wieder von der Polizei kontrolliert, dieses Mal waren jedoch alle angeschnallt. Das Mittagessen nahmen wir in einem kleinen Lokal bei Musik ein. Es gab marokkanischen Salat und eine Berberpizza – das war sehr lecker und es hat allen ausgezeichnet geschmeckt. Schon bald darauf erreichten wir bereits das Hotel, wo wir unser Gepäck zwischenlagern durften, denn in dieser Nacht würden wir in der Sahara übernachten. Um die Zeit bis zum Aufbruch zu überbrücken, wurde wahlweise geplaudert, gesonnt oder im hoteleigenen Pool gebadet.

Mit Dromedaren ging es dann durch die Wüste zu unserem Camp. Die Tiere hatten alle eindringliche Namen wie Black, Bob Marley oder Michael Jackson. Wir ritten ohne Zwischenfälle, dafür mit einigen dromedarischen Showeinlagen, dem Sonnenuntergang entgegen den wir von einer Düne aus beobachteten. Dann ging es definitiv ins Camp, wo wir unsere Zelte bezogen und bis zum Abendessen, leider ohne Getränke (die wurden einfach vergessen … in der Wüste – zum Glück hatten wir alle genügend Wasser dabei) noch etwas die Aussicht genossen. Nach dem Abendessen durften wir wieder einem individuellen Programm nachgehen. Wir liefen jedoch alle in die Dünen, wo wir Sterne bei einem nahezu unverschmutzten Himmel beobachteten und uns sogar über die eine oder andere Sternschnuppe erfreuen konnten. Das ging dann jedoch auch nicht ganz ohne Zwischenfall vonstatten, und wir mussten noch eine Suchaktion für ein Handy, das in der Wüste verloren wurde, starten. Zum Glück war dieses auf laut gestellt, und so wurde es rasch gefunden.

Hier noch ein Pro-Tipp für jeden Menschen, der gerne einmal in der Sahara Sterne beobachten möchte: Ein Tuch oder eine Decke mitnehmen, damit man sich in den Sand legen kann. Ansonsten findet man auch noch Tage später Sand an Orten, die noch nie das Sonnenlicht gesehen haben.
Die Nacht verbrachten wir dann alle in unseren Zelten unter einer grossen Schicht Kleidung und einer noch grösseren Schicht Decken. Für manche hat jedoch selbst das nicht ausgereicht. Und man hat sich definitiv zwei Mal überlegt, ob man noch einmal aufstehen möchte, um aufs Klo zu gehen, oder ob man es sich doch besser verklemmt.
Tag 5 – Mezouga nach Dades Valley
Noch im Dunklen schwangen wir uns bereits wieder auf die Dromedare, um dieses Mal dem Sonnenaufgang entgegenzureiten. Auch das verlief, wenn es auch etwas kalt war, problemlos, und wiederum wurde ein Zwischenstopp gemacht, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Bald darauf kam die Karawane wieder beim Hotel an, wo gefrühstückt und bei Bedarf noch kurz geduscht wurde. Da die Zeit jedoch drängte, verliessen wir Mezouga zeitig Richtung Dades Valley. Es war wieder ein sonniger und recht warmer Tag. Wir besichtigten eine Fabrik, die Fossilien verarbeitet und daraus sogar Tische, Platten oder Skulpturen macht. Danach besichtigten wir ein typisches Bewässerungssystem. Nach dem Mittagessen liefen wir durch eine Schlucht, durch eine weitere Plantage und landeten schliesslich bei einer Berberfamilie, die Teppiche herstellt. Wir wurden freundlich mit einer Tasse Tee empfangen und hörten Mohammed bei seinen Erzählungen zu. Einige von uns konnten erfolgreich zum Kauf eines Teppichs verführt werden, was Mohammed mit dem Spruch «one opportunity is better than a thousand disappointments» kommentierte. Wir fanden diesen Satz sehr weise.

Nach der Besichtigung der Teppichfabrikation fuhren wir ins Hotel, das bereits einige Höhenmeter über dem Meer lag, und es war entsprechend auch langsam kalt. Ins Hotel führten einige Treppenstufen – der Rezeptionist, der gleichzeitig auch Portier und Servicekraft war, liess es sich jedoch nicht nehmen, uns zu helfen. Auch hier bezogen wir rasch wieder unsere Zimmer und erfreuten uns erneut über Heizöfen, die Wärme abgaben. Rasch ging es zum Abendessen, das wirklich sehr gut war und, wie man munkelt, ein wenig an unsere Schweizer Gaumen angepasst wurde. Die traditionelle marokkanische Küche war weniger Thema, und so bekamen wir nicht nur Käse, sondern zum Abschluss auch eine sehr leckere Crème brûlée.
An diesem Abend wurde jedoch niemand alt, und bald gingen alle zu Bett.
Tag 6 – Dades Valley – Marrakesch
Zum ersten Mal auf unserer Reise wachten wir morgens bei Regen auf. Beim Frühstück erfuhren wir ausserdem, dass auf dem Atlas Schnee angesagt war. Das hiess, eilig unsere Sachen zu packen und loszufahren. Das sollte auch die längste Fahrt sein, da wir zurück nach Marrakesch fuhren. Auf dem Weg lag Aid Ben Hassou, eine Stadt, in der Filme wie Gladiator, Indiana Jones oder Die Mumie gedreht wurden. Dass dies ein Touristen-Hotspot ist, wurde uns schnell klar, denn es hatte im Gegensatz zu den vergangenen Tagen plötzlich sehr viele Menschen. Danach machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp im Vallé des roses, wo sich einige mit Produkten aus Rosenwasser eindeckten. In einer mehr oder weniger angenehmen Duftwolke fuhren wir weiter und landeten schliesslich auch in einem total überfüllten Restaurant, wo wir zu Mittag assen.

Leider ohne kulinarische Highlights. Mit einer Reisetablette gegen Übelkeit zum Dessert machten wir uns nun auf den Weg über den Atlas. Aufgrund des Regens und eines damit in Verbindung stehenden Erdrutsches konnten wir nicht die geplante Route nehmen. Wir fuhren schliesslich, ganz nach dem Brieftaubenprinzip, über den Weg, über den wir gekommen waren. Zum Glück hatten wir noch keinen Schnee auf der Strasse, nur ein paar dicke Flocken, die vom Himmel fielen. Das ersparte uns einen Umweg von über 700 km, und wir kamen, mit schmerzenden Hintern, aber glücklich über das Ende der Autofahrt, wohlbehalten in Marrakesch an. Kurz vor dem Hotel kam es noch einmal zu einer actiongeladenen Situation. Durch starke Regenfälle, die später auch noch Teile der Pflasterstrasse in der Stadt wegspülen würden, stand das Wasser hoch auf den Strassen. Unser Bus wurde beim Überholen eines LKWs vollgespritzt und wir fuhren einen kurzen Moment lang blind im Verkehr. Unser Chauffeur meisterte die Situation jedoch souverän, und wir kamen letztlich wohlbehalten und definitiv wach wieder ins Hotel Salsabil zurück. Das Abendprogramm war frei, und so waren wir wieder individuell unterwegs.
Tag 7 – Marrakesch
Am Morgen machten wir uns auf, um den Garten von Yves Saint Laurent anzuschauen und uns einen Eindruck von der Neustadt zu machen. Etwas in Eile wanderten wir wortwörtlich durch halb Marokko, um zu dem Garten zu gelangen. Bereits da waren wir alle ausser Puste. Der Garten war schön, und es war eindrucksvoll, dass inmitten der Trockenheit eine solch grüne Oase steht. Die Luft war auch gleich viel besser. Aber auch hier tummelten sich die Touristen, und man musste aufpassen, dass man den in jeder Ecke lauernden Möchtegern-Insta-Stars nicht in den Weg lief. Danach ging es im Stechschritt noch an den Bahnhof in der Neustadt, wo wir dann bereits mittags ins individuelle Programm entlassen wurden. Einige vertrödelten den Tag auf dem Markt, andere schauten sich noch ein wenig die Sehenswürdigkeiten an, und wieder andere liessen ihren letzten Nachmittag und Abend anderweitig ausklingen. Sicher war jedoch für jeden: An diesem Tag wurden viele Schritte gesammelt.

Tag 8 – Marrakesch
Der letzte Tag in Marrakesch begann endlich einmal mit Ausschlafen. Auch wenn es nach wie vor früh war, fühlte es sich an wie das reinste Luxusleben. Die Sonne lachte uns ins Gesicht, und es war ein wunderbarer Abschluss unserer Reise. Nach einem altbekannten Frühstück durften wir noch einmal ein wenig Freizeit geniessen, bevor es zum Flughafen ging. Im Hammam liessen einige die Seele baumeln, auf dem Markt erstanden andere die letzten Schnäppchen, und in den Restaurants ass man das letzte Mal ein typisch marokkanisches Gericht. Nachmittags ging es dann frühzeitig in Richtung Flughafen, wo wir ohne Zwischenfälle, vollzählig und viel zu früh am Gate eintrafen. Die Zeit wurde wieder mit Lesen, Shoppen, Essen oder Schwatzen vertrieben, und schon bald durften wir boarden. Trotz einer fast dreiviertelstündigen Verspätung beim Abflug und ein paar Turbulenzen landeten wir zwar spät abends, aber pünktlich wieder in Basel, wo sich unsere Wege bald trennten – denn einige mussten noch ihren Zug erwischen. So endete unser gemeinsames Abenteuer dort, wo es begonnen hatte, und wir fuhren alle voller neuer Eindrücke zurück in unseren Alltag.
